Lässt Landesregierung Kommunen und Kitas im Stich?

Seit nunmehr zwei Monaten befinden wir uns in einer bislang unbekannten Situation.
Dies gilt insbesondere für die Kinder unserer Stadt: Kindergärten und Schulen sind – mit Ausnahme
der Notbetreuung und ersten Klassenöffnungen – geschlossen. Wie gewohnt Freunde treffen und
Freizeitangebote wahrnehmen, liegt in weiter Ferne. Auch hat Corona den Alltag in den Familien
mächtig durcheinandergewirbelt: Rund um die Uhr Kinderbetreuung, Home-Office oder Arbeiten
unter herausfordernden Bedingungen, sich um Angehörige kümmern und hierzu auch noch „Home-
Schooling“.

Das mag zwar mittlerweile in vielen Familien eingespielt sein, aber die aktuelle Situation offenbart
auch, wie sehr unser Schulsystem dem digitalen Zeitalter hinterherhinkt. Viele Schulen in
Bargteheide haben nach den verordneten Schulschließungen auf die neue Situation reagiert und
dabei digitale Lernangebote erprobt und intensiviert. Dabei dürfen wir eines nicht aus dem Blick
verlieren: viele Familien haben gar nicht die entsprechende Ausstattung hierfür und drohen den
Anschluss zu verlieren. Auch würde es den Schulen in dieser Situation helfen, wenn die Mittel aus
dem Digitalpakt-Schule bereits fließen würden. 1,4 Mio. Euro warten auf ihren sinnvollen Einsatz, um
die Situation vor Ort zu verbessern und möglichst allen die digitale Teilhabe zu ermöglichen. Dank der
Jamaika-Koalition aus CDU-Grünen-FDP läuft dieser Prozess in ganz Schleswig-Holstein als einem der
wenigen Länder, welche noch keine Mittel abriefen, bislang nicht. Hoffen wir, Mittel aus dem
Corona-Hilfspaket (150-Euro-Zuschuss für bedürftige Familien) fließen schneller und Schulen werden
nicht erneut im Stich gelassen.

Auch hat die Landesregierung nach einem zähen Prozess am Anfang diesen Jahres, die KiTa-Reform
beschlossen, die leider an den Realitäten in manchen Kommunen vorbeigeht. So auch in Bargteheide,
denn vieles von dem was nun als „neue Standards“ gepriesen werden, gibt es hier schon lange:
Sozialstaffel, Anrechnung von Geschwisterkindern, auch außerhalb der Kitas in den anderen
Betreuungseinrichtungen (dies war in der neuen Reform nicht vorgesehen für Hort und
Ganztagsbetreuung) und hoher Schlüssel an Erzieher-zu-Kind-Betreuung.

Die SPD hat immer wieder gewarnt: Es gibt durch die KiTa-Reform weder Entlastung für Kommunen
noch Eltern, auch keine Qualitätsverbesserung. Vielmehr wird den Kommunen als auch den Eltern
eine teilweise höhere finanzielle Belastung aufgebürdet.

Zwar startet die Beitragsdeckelung für Elternbeiträge nach langem Hin und Her nun zum 01.08.2020,
diese ist jedoch in Bargteheide kaum spürbar und muss daher noch wesentlich nachgebessert
werden.

Wir hoffen, dass wir gemeinsam mit Verwaltung und Kreis, welcher hierfür künftig zuständig sein
wird, eine für alle Bargteheider Familien sinnvolle Lösung schaffen, um sie spürbarer zu unterstützen.

Peter Beckendorf
stellv. Fraktionsvorsitzender